Dienstag, 12. Juli 2016

Triple-Ultra Bad Blumau

Der "Triple-Ultratriathlon in Bad Blumau" mit 11,4 Km Schwimm-, 540 Km Rad- und 126,6 Km Lauf-Kilometern, sollte also der erste "Mehrfach-Triathlon" meiner Ultratriathlon-Saison 2016 werden und das auch noch in der selben Woche, in der ich den Bodensee durchschwommen hatte!!!

Respekt ja, aber wirklich Sorgen machte ich mir nicht, vielleicht ein wenig vor dem Schwimmen, ob ich das durchziehen kann. Das Training paßte bis dahin, alle Tests habe ich gut meistern können und so ging es am Donnerstag, bepackt wie ein Esel, nach Österreich. Dort angekommen traf ich auch gleich Philipp Mayer, der mich zu diesem Wettkampf eingeladen hatte. Erster Eindruck: Geniale Location schöne Rad- und Laufstrecke, also alles prima.

Schnell fand ich auch meine französischen Freunde Laurent, Celine, Anne Sophie, Emanuel, Goulwenn und Monika, die mich während des Wettkampfs bestens versorgten. Später kamen noch meine österreichischen Freunde Gerhard, vom Tumer Triathlonverein und Gustav, vom Rogner-Bad-Tri-Team dazu, die mir auch ihre Mithilfe angeboten haben. Also um die Betreuung mußte ich mir keine Sorgen mehr machen, da meine Frau dieses mal leider nicht mitkommen konnte.

Mit Laurent, Celine und Anne Sophie gings dann um 14 Uhr zum Pizza Essen, und dann pünktlich um 16 Uhr zur Wettkampfbesprechung ins Rogner-Bad, einer von Friedensreich Hundertwasser gebauten Hotel- und Bäderlandschaft.

Mit vielen bekannten Gesichtern und vielen "Facebookfreunden", die ich hier zum ersten mal auch persönlich kennen lernen konnte, ging es nach der Besprechung zur Vorstellung der Atlethen und zu einem super Abendessen in die Hotelanlage. Allzulange hat der Abend dann aber natürlich nicht gedauert, lagen doch 3 harte Tage vor uns allen und so hiess es, früh ins Zeltlager, um möglichst viel zu schlafen. Funktioniert hat das allerdings nicht wie gewollt, denn es war eine sehr unruhige Nacht mit x-mal Aufwachen und gehörig gefroren habe ich trotz Schlafsack auch.

Um 5:45 Uhr klingelte dann der Wecker und das "Zeltlager" um mich herum wurde munter. Ab 6:30 Uhr dann das Einchecken der Räder, um dann langsam Richtung Schwimmbecken zu marschieren, wo uns die Geschäftsleitung des Hotels noch zu einem Frühstück eingeladen hatte. Am Becken dann die üblichen Absprachen mit den Mitstreitern, mit denen man auf der selben Bahn schwimmt, ab in den Neoprenanzug und in das Wasser und pünklich um 7 Uhr erfolgte der Startschuss.

456 Bahnen (25 Meter) sprich 11,4 Kilometer mussten nun geschwommen werden. Ich ging wie üblich das Ganze ganz ganz locker an, merkte aber schon auf den ersten Kilometern, dass meine am Anfang des Berichts erwähnten Sorgen völlig unbegründet waren. Die im Kopf zurechtgelegte Taktik, "Ironman für Ironman" zu schwimmen, erwies sich als die Richtige, denn so wurde die Strecke "erträglicher". Nach 3,8 Kilometern in ca. 1:30 Std. hatte ich den ersten sozusagen gemeistert und so ging es etwas langsamer in den Zweiten und Dritten. Zu keiner Zeit hatte ich beim Schwimmen ein Problem, keine einzige Verkrampfung stellte sich ein und so stieg ich nach 4:49:19 aus dem Wasser, was ich mir vorher nicht hätte vorstellen können, und das fast 40 Minuten scheller, als ich für den Bodensee benötigt hatte.

Fazit: Voll zufrieden

 

Gemütlich gings dann in die Wechselzone, um vernünftig verpflegt aufs Rad zu wechseln und die Radstrecke mit 144 Runden, sprich 540 Kilometern, in Angriff zu nehmen. Vor der Tags zuvor besichtigten Strecke hatte ich schon ein wenig Bammel, denn zwei Steigungen, nicht viel, aber da mußt du halt 144 mal auch hochfahren, was am Anfang sicher einfach aber mit zunehmender Dauer schon schwierig werden würde. Augen zu und durch dachte ich mir und mit der bewährten Taktik, die Streck auf drei "Ironmandistanzen" kurz zu reden, ging es los.

Bis Kilometer 100 lief das auch eigentlich ganz gut, aber dann stellten sich unbekannte Muskelprobleme ein, die ich mir zunächst nicht erklären konnte. Kurz vor Kilometer 180 hatte ich dann mehr Probleme damit. Im Kopf war auch nicht mehr alles so klar und so rettete ich mich in eine Verpflegungspause, die mir dann auch wieder neue Kraft gab. Einem Geistesblitz folgend, wechselte ich die Schuhe und nach schon wenigen Runden fühlte sich alles viel besser an.

Also munter weiter in Richtung Halbzeit, denn da wartete eine etwas längere Pause auf mich. Mittlerweilen wurde es auch dunkel und die Lichtanlagen an den Rädern wurden nach und nach eingeschalten. Einige Lichter erwiesen sich als etwas problematisch an der Zufahrt zum Rogner Bad. Dort war eine Vor-und Zurückstrecke und gelegentlich wirst du halt da auch geblendet. Beim Rausfahren war das nicht so schlimm, denn da ging es "bergauf", was zwangsläufig beim Reinfahren, bei der "Bergab-Passage" natürlich gefährlicher war. Ein zweiter (für mich) kritischer Punkt in der Nacht war eine Einfahrt auf eine Nebenstraße, die ich in mancher "Nachtrunde" im Schritt-Tempo gefahren bin, weil ich den Übergang einfach schlecht sehen konnte. Bis Kilometer 265 ging das alles ganz gut, wobei ich den einen oder anderen Adrenalinschub hatte.

In Runde 72 machte ich nun meine längere Pause. Die Hälfte der Strecke hatte ich, was mir für den Kopf wichtig war. Freund Gerhard brachte mir noch eine Suppe vorbei und danach verkrümelte ich mich für zwei Stunden in mein Zelt. Richtig schlafen konnte ich nicht, aber der Halbschlaf wird mir schon gut tun, ich kenne mich ja. Zudem würde es nach der Pause ja auch langsam ins Morgengrauen übergehen und da kommen, bei mir zumindest, wieder Lebensgeister zurück.

Gesagt getan, Celine weckte mich um 3:45 Uhr wieder und ich kroch aus dem Zelt hinaus. Es war ziemlich kalt und ich fror und so beschloss ich, mir erst einmal wärmere Klamotten anzuziehen. Rauf aufs Rad und im ersten Drittel der Strecke bei den österreichischen Freunden vorbeischauen, um noch eine Kaffee zu trinken.

Hellwach und voller Tatendrang fuhr ich dann los, um mit einem guten Gefühl im Bauch, die zweite Hälfte der Radstrecke anzugehen. Das leiche Bergaufstück ging auch schon wieder ganz gut, über die abgesperrte Straße und dann leicht bergab ins Rognerbad. Am Eingang zur Anlage war ein zweiflügeliges Eingangstor (bei der Veranstaltung natürlich offen) und die Straße war mit Pylonen zweigeteilt mit "Linksverkehr" !! Genau in dieser Ecke kamen mir Teilnehmer entgegen und ganz kurz wurde ich geblendet, war aber schon ein paar mal so und ist immer gut gegangen.

Diesmal aber, als ich den ersten Blick wieder frei hatte, habe ich innerhalb von Sekunden die falsche Entscheidung getroffen. Ich bildete mir ein, auf der rechten, also auf der falschen Spur zu sein. Pylonen habe ich in diesem Moment überhaupt nicht gesehen, stattdessen links von mir eine Spur. Hätte ich eine halbe Stunde länger Pause gemacht, wäre dieser Trugschluß nie zustande gekommen, denn die einsetzende Morgendämmerung hätte mich nie auf die Idee gebracht, den links von mir erwähnten Weg anzulenken.

Denn der Weg war in Wahrheit der Gehweg mit einer gehörigen Bordsteinkante.


Den Aufschlag den ich dann erlebte, spüre ich heute noch in Form der gebrochenen Rippen und des gebrochenen Schlüsselbeins. Ich konnte nach dem Aufschlag noch nicht einmal schreien, weil mir die Luft weggeblieben ist. Als ich die ersten stöhnenden Schreie loslassen konnte, war auch sofort ein Teilnehmer bei mir, ein zweiter sagte dann auch gleich im Ziel Bescheid und innerhalb kürzester Zeit waren Helfer und der Arzt vor Ort. Der Rettungswagen hat dann doch etwas länger gebraucht, was aber für mich nicht schlimm war, wollte ich doch erst mal keinen haben und eigentlich den Wettkampf fortsetzen!! (lach mich im nachhinein tot)

Also ab ins Krankenhaus und zur Sicherheit die Telefonnummer einer Helferin notiert, weil ich mit ihr abgesprochen hatte, dass sie mich wieder aus dem Krankenhaus abholt, sollte sich die Verletzung als doch nicht so schwer heraus stellen, damit ich weiter machen konnte. Letztendlich erwies sich das natürlich als Hirngespinst von mir, denn nach dem Röntgen war klar: Ich bin ein "Triple-Man", denn ich hab mir innerhalb von 12 Monaten zum dritten mal ein Schlüsselbein und Rippen gebrochen, wenngleich auch diesesmal die linke Seite.

Also das Aus :(

 

Ich glaube, jeder der mich kennt und diesen Bericht liest, kann sich nur ansatzweise (und das meine ich auch wirklich so) vorstellen, wie es jetzt in mir aussieht. Die ganze Planung, meine Challenge, 26 Wettkampf-Ironman und 4 Trainings-Ironman-Distanzen in 10 Wochen zu absolvieren, die unzähligen Trainings und und und, alles für die Katz.

Ich hatte nun im Krankenhaus die Wahl, starkes Schmerzmittel (Schmerzen hatte ich zur Genüge) und da bleiben, oder leichtes Schmerzmittel und ich kann entlassen werden. Ich entschied mich für die zweite Möglichkeit und lies mich von der freundlichen Helferin abholen. Sie sagte mir dann auch, das über X-Umwege mein Frau schon Bescheid wisse, worauf ich natürlich erst  mal kurz zu Hause angerufen habe um sie etwas zu beruhigen. In Bad Blumau, als ich dann alleine war, hab ich sie dann ein zweites mal angerufen und erst da bin ich dann völlig außer Fassung geraten und konnte vor lauter Weinen fast nichts erzählen.

Ich beschloss dann möglichst etwas zu schlafen, um noch in der Nacht die Heimreise anzutreten (zum Glück haben wir jetzt ein Fahrzeug mit Automatik). Meine Betreuer halfen mir dann auch am Abend das Auto wieder zu packen und ich begab mich dann erst mal in den Zielbereich um mich von allen zu verabschieden.

An dieser Stelle möchte ich mich bei der Organisation, insbesondere bei Gerald Zettl bedanken, dass ich Teil dieser aussergewöhnlichen Veranstaltung sein durfte. Ein herzliches Dankeschön geht an alle, die mich während des Wettkampfes auf eine Art und Weise betreut haben, die man in Worte nicht fassen kann. Der größte Dank geht an meine Frau, denn ich weiss, wie es in ihr ausschaut. Insbesonders hat sie in den letzten 12 Monaten viel, nein schon übermenschlich viel ertragen müssen. Bei jeder Trainingsfahrt hatte sie höllische Angst, es könnte wieder etwas passieren, dass vielleicht auch schlimmer sein könnte als Schlüsselbein- bzw. Rippenbrüche.

Morgen, am 13.7. (zum Glück kein Freitag) werde ich nun am Schlüsselbein operiert, was eigentlich das Saisonaus bedeutet. Ein Start in Lensahn kommt in keiner Weise, wie auch die Teilnahme am Double-Deca in der Schweiz, in Frage. Es ist aber, nach ersten e-mails mit Freund Carsten Sacher, (Mitorganisator Double-Deca) ein kleines Licht am Ende des Tunnels aufgegangen. Wenn aus heilungstechnischer Sicht nach einer 6-wöchigen Pause, ich aus ärztlicher Sicht ein "hellgrünes Licht" bekommen könnte, ist vielleicht, aber auch wirklich nur vielleicht, noch etwas zu retten.

Ich halte es mal mit dem Spruch vom Kaiser: "Schaun mer mal"