Double-Ultra-Ironman Florida
Da war er nun, der erste Wettkampf des Jahres und ich war so unvorbereitet wie noch nie, denn durch den Muskelfaserriss Ende Januar in Österreich, konnte ich praktisch 6 Wochen lang kein Ausdauertraining machen. Mir war klar, das wird ein schwieriges, wenn nicht sogar ein unmögliches Unterfangen werden.
Schon die Anreise war dann auch tatsächlich der erste "Ultra" den Inge und ich zu bewältigen hatten. Mit fast 25 Stunden von unserer Haustüre bis zum betreten der "Kabine" am Lake Louisa, war schon ein wenig grenzwertig. Die Unterkunft, die wir uns mit Ultrafreund Tristan mit Lebensgefährtin Eva und einem griechischen Triathleten teilten, war super, aber in der ersten Nacht einfach zu kalt, um einen erholsamen Schlaf zu bekommen, aber damit mußten wir alle leben. Am darauf folgenden Tag hatten wir alle Zeit der Welt, um uns den Wettkampfort, der in einem riesigen Park lag, anzusehen, unsere Einkäufe zu erledigen und am Abend dann die Wettkampfbesprechung mit zu erleben. Vorweg, es war alles super organisiert und ist auch so abgelaufen und deshalb schon hier der Dank an Steve und seiner Mannschaft, das kann man kaum besser machen!!!
Am nächsten Morgen klingelte schon früh der Wecker und es hieß Sachen packen, an den See fahren, dort das vom Veranstalter bereitgestellte Frühstück einzunehmen und ab in den Neoprenanzug, das Schwimmen stand an. Das Wasser hatte laut Steve "Trinkwasserqualität" (ausgesehen hat es aber wir "Cola") und auch Aligatoren waren dort beheimatet, die aber als "friendly Gator" bezeichnet wurden und ihrem Namen alle Ehre machten. 12 Runden galt es zu schwimmen, die sich aber nach einheitlicher Meinung als grenzwertig darstellten. Auf dem Bild mit Freund Laurent sieht das feuchte Nass noch ruhig aus, aber mit fortschreitender Zeit wurde dies durch den Wind immer unruhiger und zum Schluss hin sogar richtig wellig, was das ganze nicht gerade leicht machte. Nach der Hälfte der Strecke dachte ich das erste mal darüber nach, das Handtuch zu schmeißen und konnte mir nur mit Mühe dieses Vorhaben immer wieder ausreden, aber mit Erfolg, denn mit jeder der ca. gut 600 Meter langen Bahn kam das Ziel näher. Zu kämpfen hatte ich zusätzlich mit der Orientierung, denn durch den Wellengang waren die Bojen nicht immer für mich sichtbar. Im Wasser hatte ich eh keine Sicht, das war wie oben beschrieben so schwarz wie Cola und so stieg ich nach 8,25 geschwommenen Kilometern statt der geforderten 7,6 genervt und frierend wie ein Hund aus dem Wasser. "Gott sei Dank, das war geschafft" und ich hatte sogar mein Ziel, nicht als letzter aus dem Wasser zu steigen, umsetzen können..
Ich brauchte lange, sehr lange, bis ich in der Lage war, auf das Rad zu steigen, denn der Wind kühlte die gefühlte Temperatur natürlich nach unten und mir war einfach zu kalt, so dass ich am Anfang mit langen Klamotten gestartet bin. Tja was soll ich zur Radstrecke sagen, sie war genau so, wie ich es NICHT liebe, nämlich wellig und windig und damit wäre eigentlich schon alles beschrieben. Auch die Tatsache, dass ich die letzte wirklich lange Radeinheit im August 2016 !! in der Schweiz mit 180 Kilometern gefahren bin, trägt zu meinem Ergebnis bei. Zufrieden ist etwas anderes und es war wirklich ein Kampf, die 360 Km zu bewältigen. Nach 3/4 der Strecke wäre eigentlich für mich Schluss gewesen, denn der rechte Oberschenkel war komplett zu und wurde durch die "Wunderheilung" von Eva (Tristans Lebensgefährtin) mit Kinesiologie wieder schmerzfrei gemacht, so dass ich den Rest der Strecke, freilich nur auf dem kleinen Kettenblatt, fahren konnte. Es wurde schon fast wieder Tag, um auf die Laufstrecke zu wechseln, aber immer noch in einem Zeitfenster den "doppelten Marathon" zu schaffen und das hat mir zu diesem Zeitpunkt doch noch Mut gemacht, denn rechnerisch wäre zu diesem Zeitpunkt auch noch mit "wandern", um den Wettkampf im Zeitlimit zu finishen möglich gewesen. Nach einer längeren Pause machte ich mich an die Aufgabe, den Laufpart anzugehen.
Na ich will mal nicht übertreiben, mit zwei Runden gehen startete ich und erst in der dritten Runde begann ich abwechselnd zu laufen, immer mit Gehpausen versehen. Der Part beim Triathlon, der mir für gewöhnlich am leichtesten fällt, begann also sehr holprig. Mit zunehmender Dauer, wurde es nun wärmer und wärmer (heiß und heißer wären die richtigeren Worte) und ich brauchte immer wieder kurze Pausen, um mich wieder in die Spur zu bringen. Bei Km 21 hatte ich dann wieder mal muskuläre Probleme, diesmal mit den Waden und auch hier hatte die "Wunderheilerin" Eva ihre heilenden Hände im Spiel, so dass ich im Rennen bleiben konnte. Ich und meine Frau Inge sind spätestens jetzt auf dem Tripp, dass es evtl. sinnvoll wäre, wenn Inge Kurse belegen würde. Ohne Evas Hilfe hätte ich schon lange die Segel gestrichen und sie hat mich immer wieder ins Rennen zurück gebracht, freilich aber mit der Aussage: deinen Muskeln kann ich helfen aber an dem Verlust deiner Energie kann ich nichts tun. UND das wurde zunehmend mein Problem. Als es auf den ersten Marathon zu ging merkte ich schon, dass mir die Körner langsam ausgingen, doch dass das jetzt so schnell gehen sollte, sozusagen wie wenn der berühmte "Mann mit dem Hammer" zuschlägt, hätte ich nicht gedacht. Ohne einen Funken von Restenergie saß ich also nach 42 gelaufenen Kilometern da und strich entmutigt und völlig entkräftet die Segel. Der Schritt hier und jetzt den Wettkampf nach fast 30 Stunden Dauer zu beenden, wurde mir von meiner Kraftlosigkeit genommen und es ist mir in diesem Moment nicht schwer gefallen.
Ich könnte freilich zu jeder einzelnen Disziplin noch viel mehr schreiben und berichten, aber es würde letztendlich doch nichts an den Tatsachen ändern und das Groh der Geschichte ist eh erzählt. Ich blicke jetzt hoffnungsvoll auf die nächsten Wettkämpfe und kann mich hoffentlich verletzungsfrei darauf vorbereiten. Ich stecke den Kopf jetzt nicht in den Sand, denn das Jahr ist noch lange und ich habe noch einiges vor ;)
Das Resümee für den Double Ironman in Florida fällt also recht nüchtern aus. So unvorbereitet wie ich es war, an einem Ort, der klimatisch zu dieser Jahreszeit für mich in einer keinster Weise gewohnten Umgebung stattfindet, ein solches Unterfangen anzugehen, ist fast zum scheitern verurteilt. Es tröstet mich auch nicht, das ich nicht der einzigste war, der ausgestiegen ist und seinen Tribut zahlen musste. Auch meine Gedankengänge - zwischen den beiden Triple Ironmans im Juli - mal schnell für einen Double in die Vereinigten Staaten zu fliegen, sind gestorben. Es ist einfach alles zu aufwendig, denn die Rückreise ist genauso strapaziös, wie die Hinreise.
Wieder zu Hause, ein toller Empfang von unseren Nordic Walken und Läufern !! |