Triple-Ultra-Triathlon Lensahn
Drei Wochen nach meinem Triple in Österreich ging es also nach Lensahn, dem Wettkampf, bei dem ich schon seit zwei Jahren angemeldet war und immer wieder verschieben musste, weil ich mich jedes mal kurz vorher schwer verletzt hatte. Die Organisation hat mir freundlicherweise immer den Platz auf's nächste Jahr verlegt und dafür möchte ich mich hier noch mal auf's herzlichste bedanken, ist ja nicht üblich!! (ist halt so im Ultratriathlon, eben eine große Familie)
Am Mittwoch in der Früh um 7:00 Uhr ging es also bepackt mit drei Rädern und mit meinem Team bestehend aus meiner Frau, Lora und Megy aus Österreich los in Richtung Ostsee. Wir sind bewusst einen Tag früher als geplant gefahren, um einfach am Donnerstag noch mal Ruhe vor dem Wettkampf zu haben, denn in Blumau war mir das zu stressig, einen Tag vor dem Wettbewerb anzureisen.
Zum Wettkampf. Schon war er da, der Freitag Morgen und um 6 Uhr standen mein Team und ich im Schwimmbad von Lensahn in der Wechselzone. Ich hatte diesmal mehr als sonst Bammel vor dem Schwimmen, denn gut eine Woche vorher hatte ich mir einen Zug eingefangen, der mich kaum meinen Kopf vernünftig drehen ließ. Freilich war ich bei meinem Ostheopaten und er hatte das Ganze auch gelindert, aber vorbei war die Sache nicht.
Die ersten 3,8 Kilometer liefen dann mit 1:35 aber besser wie gedacht, doch auf den zweiten und erst recht auf dem dritten Teilstück wurde das ganze zu einer Qual.
Letztendlich musste ich wesentlich mehr Kraft als in Blumau in mein Schwimmen investieren, habe aber bis auf 3 Minuten meine geplante Schwimmzeit erreicht, freilich mit einem total lädierten Rücken, der mir im späteren Verlauf noch große Probleme bereiten sollte.
Nun beim Radfahren ging das Theater los, denn das Wetter spielte dieses Jahr beim Wettkampf richtig verrückt. Ich habe bewusst mal das Radbild genommen, das meine Frau beim ersten Starkregen aufgenommen hat, auf dem der Regen gut zu sehen ist.
Ich konnte lediglich die ersten 40 Kilometer mit der "Airon-Maschine fahren und die waren grenzwertig genug, denn der Wind kam zeitweilig in solchen Böen von der Seite, das es mich fast runtergewedelt hätte. Der einsetzende Regen hat mir dann aber die Entscheidung schnell genommen, um auf die Kuota Maschine zu wechseln. Das ich allerdings von da an nur noch mit diesem Rad fahren konnte, läßt auf die weiteren Witterungsbedingungen schließen.
Schon auf der Hälfte der Radstrecke wurden meine Rückenprobleme immer schlimmer. Sicher hat das auch damit was zu tun, daß ich 500 Kilometer mit einem Rad fahren musste, dass sonst eigentlich nur als "Nacht- und Schlechtwetter-Rad eingesetzt wird. Mehrmals in der Nacht musste ich anhalten und meinen Rücken auf der Blackroll ausrollen, die Schmerzen hatte ich damit aber nicht in den Griff bekommen.
Die erste Linderung brachte dann eine längere Pause, in der mich Dagmar, die Frau meines "Ultra-Freundes" Stephan Mayer, der auf Besuch beim Triple war, ostheopatisch die Rückenmuskulatur entspannte. Großer Dank an dieser Stelle an Dagmar und Stephan, denn ohne Eure Hilfe hätte ich sicher weit länger fürs radeln gebraucht, und ich denke, ich hätte noch nicht mal das Radfahren beenden können.
Gegen 4 Uhr in der Früh habe ich mich dann zum X-ten mal auf der Blackroll "gerade gebogen" und dabei rollte ich allerdings diesmal zu tief. Ein knacken im Lendenwirbel und mir wurde schwarz vor Augen. Ich dachte gleich noch mal runterrollen, wieder ein knacken und ich meinte, jetzt ist der Lendenwirbel wieder drinnen. Im nachhinein falsch gedacht, denn wie sich später herausstellen sollte, habe ich mir dabei wahrscheinlich zwei Wirbel ausgerenkt und ab da wurde das Radfahren zur Hölle.
Ich hatte noch zweihundert Kilometer vor mir, es begann wieder zu regnen (es hörte auch nicht mehr auf) und ich fand keine schmerzfreie Position mehr auf dem Rad. Das Absteigen für Verpflegungspausen wurde immer schwieriger und der Kampf gegen den Wind hatte mich zusätzlich generft. Zu allen Überfluss habe ich mir dann noch 4 Runden vor Schluss einen Hinterradplatten eingefahren, den ich ohne die Hilfe der zufällig vorbeifahrenden Streckenposten nie hätte reparieren können. Eiskalte Hände, nicht mehr fähig mich zu bücken und die "Kompliziertheit" des Schutzblechsystemes hätten dies für mich alleine unmöglich gemacht.
Die letzten Radrunden waren also eine "Tortur", aber aufgeben stand zu diesem Zeitpunkt nicht auf meinem Plan, obwohl es ungewöhnlich viele Teilnehmer zu diesem Zeitpunkt längst getan hatten. Letztendlich kam ich dann nach 26:50:33 ins Ziel, was gar nicht mal so weit weg war von meiner Zeit in Österreich, wenngleich ich, wie beim Schwimmen, immens mehr Energie aufwenden musste, um auch diesen Teil zu beenden.
Das Absteigen vom Rad in der Wechselzone war dann "filmreif". Ich bin kaum von dem Teil herunter gekommen und auch das nur mit irren Schmerzen. Der Arzt und das Massageteam wussten zu diesem Zeitpunkt bereits, daß ich Hilfe benötigte und sie hatten schon auf mich gewartet. Zeit hatte ich ja noch genug für das Laufen (über 24 Stunden) und ich dachte, einrenken und massieren würde mich schon wieder auf die Beine stellen. Weit gefehlt, denn selbst nach einer 3/4 Stunde Behandlung durch Arzt, Masseur und auch Dagmar war wieder im Einsatz, hatte sich keinerlei Linderung eingestellt. Ich konnte keinen Schritt mehr machen, der Rennarzt hat mir empfohlen, hier und jetzt den Wettkampf zu beenden und es ist mir in dieser Situation auch gar nicht schwer gefallen. Es ging einfach nicht mehr.
Lensahn schreibt nicht umsonst, "Europas härtester Triathlon" und ich musste mich heute geschlagen geben. Das ich einen Triple finishen kann, habe ich vor drei Wochen in Österreich bewiesen und die Gesundheit geht einfach immer vor, habe ich doch in drei Wochen einen Fünffachen zu bestreiten und da sollte ich wieder halbwegs gesund sein. Großer Dank wie immer an dieser Stelle an mein Betreuerteam, an den Veranstalter und alle Helfer. Seit 26 Jahren wird nun dieser Triathlon ausgetragen und es wird ihn auch in der Zukunft geben! (Die Deutung dieses Satzes überlassen ich jedem selbst) ;)