Freitag, 26. Januar 2024

Mein Limit


Mein Limit am Kibo lag bei 5.075 hm.

Der Reihe nach: #kibochallenge.


Die Anreise:

Im Bild mit Alfred, Ayse und Jens, unserem Teamarzt, in Frankfurt am Flughafen. Dazu kamen noch Marcus und Bernd. Durch das Kennenlernen auf dem Flug, fachsimpeln und austauschen, empfand ich die Reise als wirklich kurzweilig, auch wenn sie eigentlich einen ganzen Tag dauerte.


In Tansania warteten bereits Hubert, Andreas, Sabine, nochmal Sabine, Tim, Sabines Sohn, Walter, Heinz, Marianne und Petra.

Die hier genannten Teilnehmer, außer Sabine und Sohn Tim, bestiegen schon zur "Aklimatisierung" unter der Führung von Andreas Niedrig den Meru, waren also schon 3 Tage in Tansania.

Für mich der Hammer, ich konnte mir schon am ersten Tag alle Namen merken und das ist nicht üblich bei mir! 



Der zweite Tag:

Der Ausflug nach Arusha, der Besuch einer von der Hubert Schwarz Stiftung finanzierten Schule und der Besuch einer Behinderteneinrichtung werden bei mir nachhaltig in Erinnerung bleiben. (Dazu vielleicht später, oder in Zukunft noch mehr)

Am Nachmittag schlenderten wir noch über einen "Afrikanischen Markt" nicht jedermanns Sache, (ist halt Afrika) und ein wenig Shopping waren angesagt.

Beim gemeinsamen Abendessen wurde dann der nächste Tag besprochen und es ging zeitig ins Bett, denn um 6 Uhr stand das Wecken, Frühstücken und die lange Fahrt zum Marangu Gate an.



Es war die richtige Entscheidung, mit Hubert Schwarz und seiner jahrzentelangen Erfahrung die "Kibo-Challenge" zu wagen, denn wir sind seinem Ratschlag einstimmig gefolgt und haben die Route gewechselt.

Die Wetterverhältnisse am Berg waren alles andere als gut. Schnee und starke Regenfälle haben der Gruppe vor uns die Tour gründlich erschwert.

Also weg von der Machame-Route in Zelten und hin zur Marangu-Route in Hütten.



Der dritte Tag:

Der erste Tag am Berg mit einem Aufstieg von 1.879 hm auf 2.720 hm, sprich 841 hm auf ca. 8 km Länge.

Nach einer 2 1/2 stündigen Fahrt von unserer Lodge zum Einstiegspunkt unseres Abenteuers "Kilimanjaro" ging es reibungslos auf die erste Etappe. Die ganze Etappe ging heute durch den Regenwaldgürtel um den Kilimanjaro.

Feuchtwarmes Klima erwartete uns und es ging echt gut voran mit kleinen Stopps zum Fotografieren von Flora und Faune. Auf der Hälfte des Weges legten wir eine Pause ein und prompt kam auch ein Regenschauer dazu, den wir aber am Rastplatz geschützt überstanden haben.

Nach gut 4 Stunden waren wir dann auch schon am Ziel, der Maranda Hut. Hubert ist voraus gegangen, um uns gute Plätze in neu gebauten Hütten zu organisieren, was auch in den folgenden Etappen immer gut geklappt hat.

Kaffee, Tee und Popcorn erwarteten uns und um 18:00 Uhr gab es das Abendessen. Alles immer gut, falsch, perfekt, organisiert ging es am nächsten Tag mit 6:00 Uhr wecken, 6:30 Uhr, "Katzenwäsche", 7:00 Uhr Frühstück und um 8:00 Uhr auf die nächste Etappe.



Der vierte Tag:

Der zweite Tag am Berg mit einem Aufstieg von 2.720 hm auf 3.720 hm, sprich 1.000 hm auf ca. 11 km Länge.

Die "Königsetappe" der Streckenlänge von der Mandara Hut zur Horombo Hut galt es heute zu bewältigen. Anfangs noch für ca. 1 km Regenwald wechselte die Vegetation in Buschland und später in eine Moorlandschaft.

Ein wettertechnisch herrlicher Tag zum Wandern, aber auch ein harter Tag der Belastung lag also vor uns. Als wir den Übergang der Klimazone erreichten, bot sich ein herrlicher Blick auf den Mawenzi und als ich Hubert fragte, sehen wir von hier aus auch den Kilimanjaro, antwortete er, 100 % in wenigen hundert Metern!

UND wie aus dem nichts stand der "Kibo" in seiner ganzen Pracht vor uns, ein Blick den ich und sicher auch unser ganze Gruppe nie vergessen wird. Wir waren hier bereits über der 3.000 hm Marke und ich erinnerte mich an die Aussage meines Arztes, dass selbst die "Zugspitze für mich zu hoch sei", was sich quasi jetzt schon als falsch herausstellen sollte.

Nach ca. gut 6 Stunden Aufstieg mit zwei längeren Pausen erreichten wir die Horombo Hut, ein relativ großes und gut ausgebautes Lager, was auch gut so war, denn schließlich mussten wir hier dreimal übernachten. Nun begann der am ersten "Bergtag" beschriebene Tagesablauf und es hieß wieder, frühzeitig in die Betten, was keinem an diesem Tag schwer gefallen ist.



Der fünfte Tag:

Der dritte Tag am Berg war ein "Ruhetag" mit einer Wanderung von ca. 400 hm.

PUSTEKUCHEN

In der Nacht bin ich um 1:00 Uhr mit Atemnot aufgewacht und konnte kein Auge mehr zu machen. Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, über was man 5 Stunden lang, von einer Seite auf die andere im Schlafsack sich wälzend, sich alles für panische Gedanken machen kann.

In der Früh beim Frühstücken haben mich Hubert und Jens schon gefragt, - Bernhard alles gut? - was ich noch überspielen wollte. Ich dachte mir, Gott sei Dank regnet es und es wird wirklich ein Ruhetag. Bis zum Mittagessen hörte dann der Regen auf und Hubert gab die Devise aus, in einer Stunde "wandern wir los". 

Ich offenbarte mich ihm daraufhin, Hubert ich bekomme schlecht Luft und würde lieber hier bleiben. Hier nun zeigte sich dann die langjährige Erfahrung von Hubert, Bernhard "aktive Regeneration" muss ich dir doch nicht erklären!. Du gehst mit, wir gehen sehr langsam, es sind nur 2 Kilometer und danach bist Du wieder ein anderer Mensch.

Gesagt getan und was soll ich lange um den Brei herum schreiben, ES HAT FUNKTIONIERT.

Den ganzen Anstieg von 400 hm bin ich hinter Justin an zweiter Stelle zum "Zebra-Rock" hochgegangen, nicht einmal nach Luft ringend den Berg hinauf und oben habe ich gestrahlt wie ein "Honigkuchenpferd". Das machte mir wieder Mut für den nächsten Tag und ich konnte auch die Nacht wieder beschwerdefrei atmen.



Der sechste Tag:

Der vierte Tag am Berg mit einem Aufstieg von 3.720 hm auf 4.720 hm, sprich 1.000 hm auf ca. 9 km Länge.

Nach dem üblichen "Morgenprozedere" ging es noch bei passablem Wetter also los auf die "Kibo-Hut". Das Wetter schlug aber im Laufe des Tages um und nach der obligatorischen Verpflegungspause fing es doch dann tatsächlich richtig zu regnen an.

Von der Landschaft auf dem "Hochplateau" haben wir so gut wie nichts mitbekommen. Die Wetter- und Sichtverhältnisse kann man am Bild unten relativ gut abschätzen. Nach ganz oben hat es dann Gott sei Dank das Regnen aufgehört und der "Kibo" rückte in Sichtweite.

Die letzten 300 Meter Wegstrecke, die "Kibo Hut", schon in Sichtweite, tat ich mir zunehmend schwer und die paar Meter wurden nicht nur für mich zur Qual. Endlich oben, ging es dann relativ schnell zur Kaffeepause und auch frühzeitig zum Abendessen, denn noch in der Nacht um 22:45 Uhr stand schon wieder das Wecken an, denn die letzte Etappe zum Kilimanjaro hoch haben wir mitten in der Nacht gestartet.

Die Klamotten trocken zu bekommen hat nicht wirklich geklappt, wenngleich ein Trick von Hubert, mit nasser Unterwäsche im Schlafsack zu schlafen, geholfen hat, zumindest diese trocken zu bekommen. Für zwei Teilnehmer stand hier schon fest, dass ein Weitergehen zum Gipfel im Bereich des Unmöglichen sein wird.

Ich verkroch mich sehr bald in meinen Schlafsack und war gespannt auf den nächsten Tag.



Der siebte Tag:

Der fünfte Tag am Berg mit einem Aufstieg von 4.720 hm auf 5.895 hm, sprich 1.175 hm auf ca. 6 km Länge und einem Abstieg von 2.175 hm auf  3.720 hm und 15 km Länge.

Bildquelle: Alfred Gutekunst

Pünktlich klopfte es um 22:45 Uhr an der Hütte mit dem Satz "Tee-Time" und der zwar sehr frühe, aber normale Ablauf startete. Nach dem Tee die kurze Morgentoilette und ab zum Frühstück. Es zog sich dann doch etwas in die Länge, aber um 23:45 Uhr ging es dann mit einer ersten Gruppe los. Die zweite Gruppe startete eine Viertelstunde später.

Wie schon am Vortag zu erwarten war, starteten zwei Teilnehmer nicht und ich hatte auch sehr viel Bammel vor dem letzten Anstieg auf das "Dach von Afrika", den die Höhe machte mir sehr zu schaffen, denn meine Lunge ist definitiv für diese Höhe nicht mehr ausgerichtet.

Es ging sehr langsam los und das ist auch bei fast 5.000 Metern Höhe gar nicht anders machbar. In der ersten Gruppe war Hubert und in der zweiten Andreas in "Führungsrolle", natürlich hinter unseren afrikanischen Bergführern. "Schritt für Schritt, Tritt für Tritt", ging es voran und ich merkte jeden Höhenmeter, den es weiterging.

Nach etwa 200 Höhenmetern legten wir eine kurze Trinkpause ein und hier verabschiedete sich ein weiteres Teammitglied und stieg mit Begleitung eines Führers ab. Ich sagte zu Hubert, ich glaube auch für mich ist hier Schluß. Hubert entgegnete, ab hier gehe ich noch langsamer mit dir weiter hinterher. Aber es stellte sich nach weiteren ca. 150 Höhenmetern heraus, auch das ist zu schnell und ich bekam einfach keine Luft mehr. Mittlerweile hatte uns dann die zweite Gruppe eingeholt und die Uhr zeigte 5.075 hm an. In dieser Gruppe war auch Jens, unser Arzt, der mir dann empfahl, in Anbetracht des noch zu bewältigenden Aufstiegs und meiner kritischen Sauerstoffsättigung, abzusteigen.

Da ich meiner Frau, vielen Freunden und meinem Hausarzt versprochen hatte, "keine Kapriolen am Berg" zu unternehmen und ich auf keinen Fall den "Notsauerstoff" in Anspruch nehmen wollte, entschloß ich mich, mit einem Führer abzusteigen. 

Ich bin viel höher gekommen, als man mir vorher sagte, hatte zu keinem Zeitpunkt Kopfschmerzen, (erste Anzeichen der Höhenkrankheit) habe alles erlebt und verinnertlicht, (August-Challenge mit meinem Team) war mit meinem Höhentraining super vorbereitet, denn mein Haematokrit-Wert lag vor Reiseantritt bei 49 und nach der Reise bei 52!! Der rote Punkt im unteren Bild zeigt in etwa meinen Ausstieg.

In der Hütte an der "Kibo Hut" angekommen, ging es in den Schlafsack, schlafen und warten, bis die "Gipfelbesteiger" wieder kommen und wir gemeinsam den weiteren Abstieg zur "Horombo Hut" in Angriff nahmen.



An der "Horombo Hut" angekommen, begann das übliche Ritual, sich bei seinen Trägen zu bedanken und auch die Träger bedankten sich bei uns mit einem Lied, das ich für den Rest meines Lebens als "Ohrwurm" behalten werde. 


Diese Menschen sind sowas von hilfsbereit und tragen schwere Lasten auf den Berg. Nach Aussage von Hubert, sind sie das ganze Jahr bei der Agentur beschäftigt und somit sozial abgesichert und sie verdienen ein vielfaches mehr als der Durchschnittsverdiener in Tansania. Ich freue mich schon jetzt wie ein "Honigkuchenpferd", sie im August wieder zu sehen.



Der achte Tag:

Der sechste Tag am Berg mit einem Abstieg von 1.841 hm von 3.720 hm auf 1.879 hm und 18 km Länge.

Noch einen letzten Blick auf den "Kibo" erhaschend, ging es nun hinunter und immer wieder schaute ich mich, fast schon ungläubig um, weil der Abstieg vom Gefühl her, mir eigentlich sehr moderat vorkam. Doch der Blick zurück bestätigte immer wieder, ne das geht doch ganz schön nach oben.

An der Mandara Hut haben wir nach den ersten 1.000 hm eine Pause eingelegt und nicht lange aufhaltend dann die restliche Strecke in Angriff genommen. Nach gut 6 Stunden war der Abstieg von 18 km erledigt und alle froh, dass es nun sicher nicht mehr lange dauert, bis wir wieder im Hotel sind und jeder, glaubt mir jeder, hat sich auf eine Dusche gefreut. 

P.s. Meine Waden haben mir noch tagelang von diesem Abstieg erzählt. Auf dem Weg zum Hotel hatte dann unser Bus noch eine Reifenpanne, die mit "afrikanischen Mitteln und Verhältnissen" aber schnell behoben war.

Im Hotel gab es dann am Abend ein hervorragendes Abendessen, typisch afrikanische Kost, "Königsberger Klopse", die aber sehr gut geschmeckt haben! Nach dem Essen wurden noch die Urkunden verteilt und es begann eine wunderschöne "Abschiedsfeier", die für einige erst in der Nacht um 3:00 Uhr zu Ende ging.




Der 9. Tag

Die Heimreise

Vom Aufstehen in der Lodge in Tansania bis zum Sitzen auf der heimischen Couch lagen nun rund 33 Stunden vor mir.

Vom Kilimanjaro nach Addis Abeba war ein cooler Flug, da ich freie Plätze an den Notausgängen mit viel "Beinfreiheit" nutzen konnte. Von Äthiopien nach Frankfurt war ich leider "eingepfercht" und das tat meinem "Muskelkater" überhaupt nicht gut.

Warscheinlich kam noch zusätzlich das atemberaubende Erlebnis am Berg dazu, das es natürlich zu verarbeiten galt, ich machte jedenfalls kein Auge zu. Maximal ein Dämmerschlaf war möglich.

Aber alles egal, ich bin auf jeden Fall wieder zurück nach Frankfurt gekommen. Bedingt durch den Bahnstreick, hat mir meine Frau ein Flixbustikett geschickt und deshalb verzögete sich die Heimreise nach Nürnberg um gut 6 Stunden. Aber alles egal, Hauptsache ich konnte in Nürnberg wieder meine Frau in die Arme nehmen.

Für ein abschließendes Resümee der Reise zum Kilimanjaro lasse ich mir noch ein paar Tage Zeit. Zu intensiv sind bis zum heutigen Tage meine Eindrücke und Erlebnisse auf diesem "heiligen Berg", der mich zu "110 %" in seinen Bann gezogen hat. Seid also auf meinen Abschlußbericht gespannt.

 

UND hier der Link zum Resümee.